03.10.25, Hauptgericht: Faschoauflauf
Wenn wir uns auch in Gera ungehindert die Straße nehmen konnten, blieben die Gerschen Faschos dennoch an diesem Tag nicht untätig – bekanntlich schlossen sie sich der Demo von Freien Sachsen und Freiem Thüringen in Altenburg an.
Bis auf Mobi auf den Kanälen von Heimat und JN schienen sie sich allerdings aus der Organisation der Demo herauszuhalten. Wir werten dies als weiteren Beleg dafür, wie wenig bei den Rechten zusammengeht, wenn Christian Klar einmal nicht zur Verfügung steht, wie es sich auch schon eine Woche zuvor beim CSD in Gera zeigte.
Die Reste der Gerschen Jugend versuchten kurzfristig, noch eine Störung unserer Demo in Gera auf die Beine zu stellen und wollten sich vermutlich auf die gemeinsamen Anreisen konzentrieren, mussten aber zum wiederholten Male einsehen, dass ihre Mobilisierungsfähigkeit für solche Aktionen einfach nicht ausreicht. Stattdessen wurde sich auf eine gemeinsame Zuganreise nach Altenburg beschränkt, zu der ganze fünf Leute auftauchten, wovon zwei noch nicht einmal direkt mit einstiegen, sondern erst noch eine Runde über das Höhlerfest drehten, um dann nachzukommen. Eine Busanreise Gerscher Rechter schien ebenfalls mangels Interesse nicht zustande gekommen zu sein; stattdessen wurde der Fokus auf individuelle Anreisen gelegt.

Wir machten uns währenddessen mit Solibus e.V. auf den Weg nach Altenburg und konnten so in den Luxus einer ungestörten Anreise bis zum Zielort kommen. Die durchaus sympathische Idee, einfach irgendwo auszusteigen und zu schauen, wie die Bullerei reagiert, wenn zwei Buslasten Antifas irgendwo in der ostdeutschen Provinz durch die Felder rennen, konnte dabei leider aus Zeitgründen nicht realisiert werden; den Gegenprotest in Altenburg wollten wir ungern verpasssen.
Kaum dort aus den Bussen gestiegen, wurde es auch schon etwas hektisch: Noch während einige der schon zuvor aus Richtung Sachsen(-Anhalt) mit dem Zug angereisten Genoss*innen in einer Maßnahme steckten, wurde der Rest dazu aufgefordert, durch eine enge Unterführung zum Bahnhofsplatz zu laufen. – Kesselgefahr hoch zwei und daher etwas irritierend, dass der Großteil der Anwesenden der Aufforderung sofort nachkam.
Oben angekommen verzögerte sich der Abmarsch Richtung Theater dann gleich wieder, weil die Cops sich zu Kritik an der Kleiderwahl einiger Teilnehmenden genötigt sahen. Wahrscheinlich etwas vom unverhältnismäßigen Bullenaufgebot eingeschüchtert ließ sich die Versammlungsleitung dadurch leider in die Rolle eines Hilfspolizisten drängen und begann mit längeren Ausführungen darüber, welche Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Kopfbedeckungen den Urteilen der Bullerei nach noch zulässig seien und welche nicht.
Am Ende waren den Bullen die circa 250-300 Antifaschist*innen am doppelt abgeriegelten Theater dann scheinbar doch lieber als irgendwo am Bahnhof, von dem aus ja auch die Faschos zu ihrer Demo kommen mussten, weshalb die Laufstegdebatten letztlich doch eingestellt wurden und die Demo loslaufen durfte.


Wenig verwunderlich bekamen die Faschos da eine ganz andere Behandlung von staatlicher Seite: Nicht nur durfte auf deren Kundgebung Bier in Glasflaschen ausgegeben werden, sondern sah die Bullerei auch scheinbar kein Gefährdungspotential, das von einigen hundert Rechtsextremen ausgehen könnte.
So fiel die Aufgabe, in den Tagen und Nächten vorher die Kundgebungsfläche sowie die Umgebung abzusuchen, dann motivierten Antifaschist*innen zu. Die Funde konnten sich sehen lassen: Zwei Beutel mit Pyrotechnik und einer mit Quarzhandschuhen und Vermummungsgegenständen im angrenzenden Waldgebiet sowie Schlagringe und Teleskopschlagstöcke auf den Dixi-Toiletten.
Die Faschos schienen auf Gewalt also zumindest vorbereitet; schon die gesamte Woche über zogen sie in Kleingruppen durch die Stadt und scouteten offenbar. Ihre Demoroute liefen sie dabei gleich mehrfach ab; am 03.10. selbst kam es dann aber zu keinerlei Konfrontationen.


Die Bewegungsfreiheit der Antifaschist*innen am Theater währenddessen wurde stark eingeschränkt – gleich in zwei Reihen standen Hamburger Gitter auf der Straße und schufen so einen einige Meter breiten Puffer zwischen Faschos und Gegendemo, der folglich mit ensprechend viel Polizei besetzt wurde. Auch die Treppen des Theaters waren auf diese Weise abgeriegelt; von oben verteilt sich das Pfeffer schließlich auch besser, wenn es „gebraucht“ wird.
Die Cops schienen also die Taktik zu fahren, einerseits durch Masse einzuschüchtern und andererseits möglichst herrisch aufzutreten, um so dafür zu sorgen, dass wir die Füße still halten. Zudem wurde in den Tagen vorher das Gerücht gestreut, dass etwaige spontane Aktionen mit besonders harter Hand „gemanaged“ werden würden.

Leider tat die Gegendemo ihnen diesen Gefallen, wodurch die Faschos ungehindert durch die Stadt laufen konnten – ein Fehler, der sicherlich nicht wiederholt werden wird und der gerade bei Altenburger Genoss*innen Enttäuschung hervorrief. Wir wollen sie deshalb hier zu Wort kommen lassen:
Was sollen wir sagen? Viel erwartet und vorgenommen, doch am Ende überwiegt die Enttäuschung!
Man hat es definitiv verpasst, ein großes Zeichen zu setzen; – fehlende Aktionsbereitschaft und die große Unentschlossenheit für Spontis aus der Demo heraus, das beschäftigt uns sehr.
Versteht uns nicht falsch, wir sind froh, so viele Menschen auf der Gegendemo gesehen zu haben; vor allem die Anreisen von außerhalb freuen uns sehr.
Umso enttäuschter sind wir aber über die bereits erwähnte Aktionsbereitschaft. So konnten die Faschos ungehindert und ohne großen Aufwand sowie Gegenprotest durch die Stadt ziehen. Das wurmt uns extrem… Für die Zukunft haben wir unsere Schlüsse gezogen, dass dies in dieser Art und Weise nicht noch einmal geschieht!
– Genoss*innen aus Altenburg
Die Kundgebung am Theater bestand deshalb großteils aus Warten. Das lag auch daran, dass die Faschos doch erst am Abend die Lust fanden, durch die Stadt zu ziehen. So kam es erst gegen 17:45 Uhr zu einer Begegnung, die vorrangig aus Sprechchören und Pöbeleien bestand.


Auf Seiten der Rechten wurden dabei einige Hitlergrüße gezeigt, die aber ungesühnt blieben, weil die Bullen sich lieber mit dem Abfilmen des Gegenprotests die Zeit vertrieben.
Neben der Gerschen Jugend zogen noch einige weitere bekannte Gesichter aus Gera vorbei, allen voran Andreas Thomä. Eine größere Beteiligung aus Gera ließ sich allerdings nicht feststellen und auch insgesamt dürften die knapp 500 Teilnehmenden eher eine enttäuschende Bilanz für die Faschos gewesen sein.






Nach circa 10 Minuten Pöbelei war die ganze Sache auch schon vorbei und es ging wieder zurück in Richtung (Bus-)Bahnhof, während eine kleine Gruppe motivierter wenigstens der Kundgebungsfläche der Rechten noch einen kurzen Besuch abstattete.
Als vollen Erfolg würden auch wir den Tag nicht bezeichnen, finden es aber dennoch gut zu sehen, wie schnell und flexibel auf die rechten Planänderungen reagiert werden konnte, sodass der Faschoaufmarsch zumindest nicht unkommentiert durch Altenburg lief. Dennoch stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis, wenn tagelange Planungen nur darauf hinauslaufen, wie im Zoo am Gitter zu stehen und danach wieder abzuziehen. Rechte Raumnahme ist kein ein Wettbewerb, wer die höchsten Teilnehmendenzahlen vorzuzeigen hat, sondern eine ernstgemeinte und ernstzunehmende Bedrohung, gegen die wir uns wehren müssen.
Bloßes Reagieren reicht einfach nicht aus und hat dazu beigetragen, dass wir erst in diese Lage gekommen sind. Antifa in die Offensive!
