Antifaschistische Kundgebung „Gera nazifrei gestalten“ am 16.12.2024

Herzlich willkommen zur antifaschistischen Kundgebung „Gera nazifrei gestalten“. Vielen Dank an alle solidarischen Anreisen und lokalen antifaschistischen Menschen die hier sind.

Noch immer zieht jeden Montag der Faschoaufmarsch durch die Innenstadt Geras. Während sie anfangs ohne Anmeldung und ohne Eingriffe der Polizei laufen durften, meldet die Veranstaltung nun seit einigen Wochen ihr faschistischer Anführer Christian Klar nach antifaschistischer Intervention am 21.10.24 an. Hunderte Menschen beteiligen sich jede Woche aufs Neue an den Nazi-Demos mit eindeutiger Symbolik wie Reichsflaggen, teilweise mit eisernen Kreuzen, Fahnen von Aufbruch Gera, Russlandflaggen und nicht zuletzt Flaggen der Partei „die Heimat“. Dies ist kein Wunder, denn der Anmelder ist neuerdings im Bundesvorstand selbiger Partei aktiv.

Ihre menschenfeindliche Gesinnung verstecken sie nicht – sie geben sich zu erkennen durch einschlägige Modelabels und rechten Tättoowierungen mit teils verbotenen Zeichen und Symbolen. Auch die Gesichter der Teilnehmer*innen sind nicht unbekannt. Regelmäßig nehmen langjährige auch überregional bekannte Faschos wie Beatrice Koschmieder und Michael Hesse Teil und zeigen offen ihre Unterstützung. Zwei Redner sind zusätzlich Peter Schreiber und Thorsten Heise: Parteikollegen Christian Klars in der Partei „die Heimat“ – der umbenannten ex-NPD – die als rechtsextrem eingestuft ist und deren Ziele unverkenntliche Überschneidungen mit denen der Nationalsozialisten aufweisen.

Die Inhalte der Redebeiträge sind immer ähnlich; voll von rechter Hetze, Ideologie und Menschenfeindlichkeit. Unverholener Antisemitismus und Rassismus stehen auf der Tagesordnung, sowie Verschwörungstheorien und Lügen. So trug Martina Wolf beispielsweise am 25.11.24, knapp eine Woche nach dem Tod der verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck ein Gedicht der selbigen vor; im gleichen Atemzug wurde um sie mit einer Schweigeminute getrauert.

Diesem Müll geben rechte Streamer wie Weichreite oder TV.Ostthüringen unter dem Deckmantel der „freien Berichterstattung“ meist ohne Presseausweise jeden Montag aufs Neue Aufmerksamkeit und Übertragen den Faschoaufmarsch sowie den Gegenprotest live. Dabei schrecken sie weder vor dem Überschreiten polizeilicher Auflagen noch vor dem „anpoebeln“ teils Minderjähriger antifaschistischer Demo Teilnehmer*innen zurück.

Dass rechte Gesinnung nach wie vor auch bei jungen Menschen Mode ist, zeigt sich in Gera besonders seit dem Sommer diesen Jahres. Eine rechte Jugendkultur, wie an vielen anderen Orten im Osten, ist auch in Gera nicht von der Hand zu weisen. Mit der „Gerschen Jugend“, kurz GJ, wurde eine faschistische Kameradschaft ins Leben gerufen. Die Gruppe, die sich selbst auf Instagram als „jung, frech, rechts“ betitelt, vernetzt sich mit anderen rechten Organisationen, so z.b. bei einem gemeinsamen Bowlingabend mit der Jungen Alternative Thüringen in Weida.

Mit Hilfe der Unterstützung durch Christian Klars und Peter Schmidts „Miteinanderstadt Gera“ finanzieren sie Sticker, Banner, und Megafone und bilden einen großen Teil des Jugendblocks, der Nazi Parolen rufend vor den Montagsaufmärschen läuft. Für eine kurze Zeit war es still um diesen Block, seine Hoch-Zeit schien für vier Wochen vorbei und in Livestreams war von „internen Problemen“ die Rede. Nun sind sie jedoch mit reduzierter Anhängerschaft zurück unter der Führung der drei selbst ernannten Nationalsozialisten Pascal Chmielewski, Etienne Klupp und Eric Vogelgesang. Drei Jugendliche, die zum altbekannten Nazikader Geras gehören.

Pascal Chmielewski, ehemaliger „Aktivist“ der extrem rechten Kleinstpartei „Neue Stärke“, die mittlerweile in Thüringen aufgelöst ist, bezeichnete sich selbst im Livestream des YouTubers Weichreite als Nationaler Sozialist. Im bürgerlichen Leben arbeitet Pascal als Security und bewacht unter anderem hier den Geraer Weihnachtsmarkt. Seit 2021 taucht Pascal Chmielewski auf den unterschiedlichsten Veranstaltungen der extremen Rechten in Thüringen auf.

Etienne Klupp ist bereits seit 2018 als Jugendlicher auf regionalen NPD- und geschichtsrevisionistischen Gedenkkundegebungen aktiv. Weitere wichtige überregionale Faschotermine wie der Trauermarsch in Dresden folgten. Stets ist er hierbei in Begleitung von bekannten, älteren Nazikadern wie zum Beispiel die „dritte Weg“ Aktivistin Beatrice Fischer. In seiner Freizeit ist Etienne als Möchtegern Schauspieler im Reenactment-Bereich unterwegs. Auf seinem Insta-Profil setzt er sich als Vorzeigearier in Wehrmachtsuniform in Szene. Angeblich alles unpolitisch…

Eric Vogelgesang kann von den dreien die längste rechte Parteibiografie aufeisen. Nach Austritten aus junger Union, junger Alternative und Werteunion, flog er auch aus dem Geraer Jugendrat. Danach tauchte er am 20. April 2024 beim Leistungsmarsch der Jungen Nationalisten in Niedersachsen auf. So intonieren sie als Anführer des Jugendblocks gemeinsam xenophobe Sprechchöre auf den Montagsdemos und stimmen nach dem Absingen aller drei Strophen der Nationalhymne gerne indizierte Lieder der Band Landser an.

Die Dynamik dieser sich immer weiter radikalisierenden rechtsextremen Jugendbewegung nutzte Christian Klar, um nach dem Vorbild der Thüringer Heimatschutz Organisierung in den 90er-Jahren und der militanten nazi- Kampfsportgruppe knock-out 51 aus Eisenach, eine von ihm angeführte Bürgerwehr ins Leben zu rufen. Stolz verkündete Klar Mitte Oktober erstmals „erfolgreich“ durch die Geraer Innenstadt gelaufen zu sein. Mit Baseballschlägern bewaffnete und von Hunden begleitete Kleingruppen patroillieren durch die Straßen.

Sollten dieser Bürgerwehr Vorfälle gemeldet werden, werde sich dann ja herausstellen, ob die Cops oder die organisierten Faschos selbt schneller am Ort des Geschehens seien. Vorwände für diese Selbstermächtigung sind schnell gefunden und passen ins rechtsextreme Weltbild. Ziel der Angriffe waren zunächst von den Faschos als migrantisch gelesene Personen. Eine weitere krasse Eskalation, auf die von staatlicher Seite mal wieder keine Reaktion folgte.

Dies passt ins Kalkül der Faschos, nach dem sich im Umfeld rechter Hegemonie ein von gewaltbereiten Rechtsextremen getragenes Klima der Angst verbreiten soll, das zum Ziel hat, politischen Gegner*innen den Raum zur Selbstentfaltung und zum Leben zu nehmen.

Die Spitze des Eisbergs ist also bei Weitem noch nicht erreicht. Gerade gewaltbereite Jungfaschos wie die Gersche Jugend werden sich in den nächsten Jahren ohne antifaschistische Intervention noch weiter radikalisieren.

Nachdem Christian Klar durch eine Aktion von Antifaschist*innen am 21.10.24 zur ordnungsgemäßen Anmeldung seiner Fascho-Demo gezwungen wurde, schirmen die Cops seine Route wieder fein ordentlich ab und belagern natürlich auch Antifaschist*innen. Die erfolgreiche Intervention gelang durch eine angemeldete Antifa Kundgebung auf der nichtangemeldeten Faschoroute. Damals gab es seit langem mal wieder massive Bullenpräsenz. Christian Klar
konnte nicht wie zum 3.10. das Ganze überrennen und musste einen Umweg nehmen. Darüber stinksauer tönte er, zukünftig wieder eine Daueranmeldung zu machen.

Und was tun die Behörden? Sie beauflagen die Faschodemo seit Ewigkeiten mal und verwundert möchte mensch sich die Augen reiben. Sie setzen ihre eigenen Auflagen tatsächlich auch durch und nehmen die nervigen Fascho-Trommler in Gewahrsam. Wütend möchten wir fragen: Warum zur hölle passiert die Beauflagung und deren Umsetzung erst jetzt? Auf den Fascho-Demos gibt es ständige Verstöße gegen das Versammlungsrecht. Allein das mehrere Wochen nicht angemeldet wird. Immer wieder gibt es verfassungsfeindliche Symbolik und strafbare Inhalte von Reden und in den seltensten Fällen wird dies geahndet. Stattdessen erleben wir leider die Kriminalisierung von antifaschistischen jungen Menschen aufgrund fadenscheiniger Vorwürfe wie Vermummung.

Das ist einer der Gründe warum wir heute hier stehen. In einer Zeit in der Faschos immer mehr Aufmerksamkeit und ihr Gedankengut Mainstream wird. Wir stehen hier und sagen: Kein Fußbreit den Faschisten – Antifas in die Offensive!

Christian Klar ist ein schon seit Jahrzehnten umtriebiger Rechtsextremist mit kameradschaftlichen Verbindungen im gesamten Bundesgebiet, der nicht erst seit er in den letzten Jahren als Anmelder der Geraer Montagsdemos in Erscheinung tritt negativ auffiel.

Schon in den 90-er Jahren radikalisierte sich Klar im Umfeld des sog. „Thüringer Heimatschutz“, der rechtsextremen Vereinigung, aus welcher das NSU-Kerntrio hervorging. Auch zu weiteren NSU-Unterstützern knüpfte Klar schon damals Kontakte, beispielsweise Marcel Degner hatte sich auch Klars
Telefonnummer notiert. Gleichzeitig stellte Christian Klar selbst in diesem Zeitraum mehrfach seine Gefährlichkeit unter Beweis, was u.a. durch strafrechtliche Verurteilungen für Körperverletzung und Volksverhetzung belegt ist.

Der zutiefst rassistischen und antisemitschen Ideologie des „Thüringer Heimatschutz“ fühlt sich Klar auch heute noch verbunden, auch wenn er es mittlerweile besser schafft, diese ggf. zu verschleiern, sollte dies für die Erreichung seiner Ziele erfolgsversprechender sein.

Während staatliche (Repressions) Behörden beim NSU bekanntlich fundamental versagten, geriet Klar zumindest für einen Bruchteil seiner Aktivitäten in den 00er Jahren mit dem Rechtsstaat in Konflikt, was in mehreren Knastaufenthalten endete.

Sein Comeback feierte er dann während der Corona-Pandemie, die er wie so viele Faschos dazu nutzte, um breitere Bevölkerungsschichten für den Rechtsextremismus zu begeistern. Verbindendes Element waren hier einmal mehr antisemitische Verschwörungserzählungen, sehr schnell setzte sich aber auch öffentlich ein flächendeckend menschenfeindliches Weltbild durch, in dem Rassismus und Queerfeindlichkeit besonders „beliebt“ zu sein scheinen.

Über das Scharnier „Miteinanderstadt Gera“ mischte sich Klar in der Folge zunehmend auch in Lokal- und Parteipolitik ein. Seine Mitgliedschaft in der AfD/ AfD-Karriere war jedoch nur von kurzer Dauer und endete nach den Veröffentlichungen einer Antifa-Recherche über Klars Werdegang. (Ob die heutige Bundes-AfD ein Problem mit Klars Vita hätte ist mehr als fraglich.)
Parteipolitisch ist Klar mittlerweile wieder für „die Heimat“/ NPD tätig, seit einem knappen Monat sitzt er auch (erneut) in deren Bundesvorstand.

Gute Kontakte pflegt Klar auch zu dem Faschisten Björn Höcke, den er im vergangenen Januar in Gera hofierte. Auch andere bekannte Persönlichkeiten tauchen auf Klars Einladung hier vor Ort auf, beispielsweise Martin Sellner und weitere Führungspersonen aus dem Umfeld der Identitären Bewegung sowie u.a Jürgen Elsässer und Paul Klemm, als Gera Ort einer Ersatzveranstaltung des „Compact-Sommerfests“ war, das andernorts verboten worden war. Freunschaftlich verbunden war Klar auch der notorischen Holocaust-Leugnerin Haverbeck-Wetzel und schrieb in Konsequenz so auch nach ihrem Tod vor wenigen Wochen „Liebe Ursula, wir sehen und in Wallhalla wieder und solang wirst du unvergessen bleiben!“

Seit dem 28.10.24 wurde die Situation in Gera sehr speziell, als ein Ex-SPDler und ehemaliger Anmelder des Montagsprotestes vom Aktionsbündnisses Gera gegen Rechts begann, sich mit Christian Klar zu treffen. Unter Einfluss von Alkohol und seiner eigenen Geltungssucht (da passen die beiden gut zusammen), kumpelten sie im laufenden YT-Stream rum und sprachen sich für mehr „Miteinander“ in Gera aus.

Intern rechtfertigt Christian Peter Urban seinen Verrat mit allerlei Absurditäten wie „die Sicherheit von Demoteilnehmer[*innen]“. Mit dabei in der Gerschen Querfrontposse: Ex-Linken-Genosse Christian Rudolph, der Christian Klar allen
Ernstes im Youtube Fascho-Livestream als „Antifaschist“ betitelt.

Christian Klars Querfront Phantasien erreichten am 30.11.2024 vorerst ihren „Höhepunkt“. An diesem Tag versammelte er angeblich von links bis rechts ausgewählte Diskutanten, um „gemeinsam“ nach Lösungen zu suchen. Schon die Teilnehmenden zeigten in welche Richtung der Zug fahren sollte. Neben Klar selbst saßen vor allem Vertreter der selbsternannten alternativen Medien, rechte Youtube Streamer, ein Vertreter der „Gerschen Jugend“ die sich selbst als „nationalsozialistisch“ bezeichnen und der Bundesvorsitzende der EX-NPD auf dem Podium. Daneben zwei Feigenblättchen die ihre antifaschistischen Grundwerte – insofern sie die je besaßen – über Bord geworfen haben.

Damit war eigentlich von vornherein klar, unter welchem Ziel diese Veranstaltung stand. Den Diskurs weiter nach rechts verschieben und die gemeinsame Basis festigen, in dem man sich an als „Kampfbegriffen“ aufgefassten naheliegenden Bezeichungen abarbeitete. Nein sie sind absolut keine Nazis, das ist eine bösartige Unterstellung – wenn ein paar Sätze später Etienne Klupp als Vertreter der freien Jugend von der Reinheit des Volkes spricht und die antisemitische Verschwörungsetheorie des „Bevölkerungsaustauschs“ reproduziert, wird klar, wie ideologisch biegsam das Ganze geworden ist. Immerhin waren nun zur Legitimation des ganzen Alibi-Linke dabei.

Nicht müde wurde man auch, vermeintlich gemeinsame Positionen zu suchen. Einigen konnte man sich, wen wunderts, auf das Thema Frieden und so soll nun eine große gemeinsame Friedensdemo organisiert werden. Das trifft sich gut mit den montäglichen Huldigungen an einen völkerrechtswidrigen Agressor. Da wird einem gleich klar welcher Frieden im Geostrategischen Rahmen gemeint ist. Aber auch zur lokalen Befriedung hier in Gera sollte die Veranstaltung ja taugen. Vor allem schien das ja das Anliegens des Verräters Christian Peter Urban zu sein. Dass auf diesenVeranstaltungen kein wirkliches Interesse an Lösungen zu finden ist, war jedem aufmerksamen Beobachter schon vorher klar. Nur anscheinend Christian Peter Urban nicht, aber wir sind uns sicher, ihm ist nicht entgangen, wie Christian Klar das Publikum nutzte, um gegen lokale Antifas in gewohnt gossenhafter Manier zu hetzen.

Kein Frieden mit Nazis wie Christian Klar!

Danke das ihr hier seid und mit uns kämpft!