Rückblick: Reichsbürger*innentreffen in Weimar

04.10.25, Nachspeise: Kaiserschmarrn

Am 04.10. stand schließlich der nächste und letzte Akt eines langen und intensiven Demowochenendes an. Diesmal ging’s nach Weimar, um dort gegen einen bundesweiten Reichsbürger*innenaufmarsch zu protestieren.

Ähnlich wie tags zuvor bekam die Gersche Rechte auch diesmal keinen Bus zusammen, weshalb sich 15 Reichsbürger*innen im gleichen Zug wie wir einfanden. Es handelte sich diesmal um Anhänger*innen der Reuß’schen jüngeren Linie, die vor allem wegen des umstürzler-“Prinzen“ Heinrich überregional Bekanntheit erlangt haben dürfte. Jungfaschos und andere prominente Gersche Rechte blieben der Anreise fern.
Reuß jüngere und ältere Linie sollten dennoch zusammen mit den Preußen die größte Abordnung auf dem Reichsbürger*innentreffen bilden.

Ankunft der „Reußen“ in Weimar

An diesem war auch diesmal auffällig, wie bewusst familienfreundlich sich die Faschos zu inszenieren versuchten. In Zeiten, in denen die gesellschaftliche Stimmung komplett kippt, wird diese Strategie offensichtlich in dem Vertrauen gewählt, endgültig gesellschaftlich akzeptiert zu werden, während der Staat immer repressiver gegen emanzipatorische Bewegungen vorgeht. So nutzen dann auch die Reichsbürger*innen die Antifa-Ost beziehungsweise Budapest-Komplexe, um das Bild einer linksterroristischen Bewegung zu malen, während man selbst ja total friedlich und ungefährlich sei. Genau diese Strategie fährt auch Christian Klar in Gera, der die Polizei beinahe um Schutz vor den so gefährlichen Linken anfleht. Und nicht zufällig veranstaltet die rechte Szene immer mehr „Sommer-“ und „Familienfeste“ wie am 1.5. in Gera oder am 03.10. in Gestalt der AfD in Erfurt und Mödlareuth. Auch die Reichsbürger*innen schlugen wie bereits im Vorjahr in Gera mit Leinwand, Bierbänken und musikalischen Acts in diese Kerbe.

Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zu den 90er Jahren, in denen offen mit Cops kooperierende und von diesen Schutz einfordernde Faschos wohl in kürzester Zeit aus der Szene getreten worden wären.

Die Inszenierung mit Leinwand etc setzte bewusst auf das Darbieten performativer Harmlosigkeit.

Für die linksradikale Bewegung stellt sich in Anbetracht dessen die Frage, welche Strategien und Taktiken im Umgang mit dieser sich selbst verharmlosenden und Anschluss an die „Mitte“ findenden extremen Rechten angemessen sind – ein Kriechgang-Wettbewerb vor den Bullen, wie es bürgerliche Kräfte schon seit Längerem versuchen, dürfte keine größeren Erfolgsaussichten haben.

In dieser neurechten Taktik liegen aber auch Sollbruchstellen und damit Interventionschancen, weil die dauernde Selbstverharmlosung die eher aktionsorientierten Jungfaschos auf lange Sicht abstoßen und damit zu neuen Rekrutierungsproblemen führen könnte. Es ist kein Zufall, dass Parteien wie Heimat und III. Weg nur sehr begrenzt Profit aus dem Rechtsruck unter Jugendlichen schlagen konnten, was die Gewinnung neuer Mitglieder*innen angeht.

Die Reichsbürger*innen setzten voll auf diese Karte, bedankten sich bei Stadt und Polizei für die „gute Zusammenarbeit“ und betonten immer wieder, doch bloß für „Friede, Freiheit und Souveränität“ zu sein und dass sie sich von Rassismus distanzieren würden.

Zog deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich als ein paar hundert Rechte: Der Gegenprotest.

Diese Distanzierung funktioniert freilich nur über die Brücke des Ethnopluralismus und dem Zusatz, dass alle Völker bitte da zu bleiben hätten, „wo sie hingehören“ und ist damit selbst zutiefst rassistisch.

Ähnlich bescheiden sieht es bei der vorgeblichen Distanzierung vom Dritten Reich aus, das als genozidiales System bezeichnet wurde, während von den kolonialen Verbrechen des Deutschen Reiches einfach geschwiegen wurde. Auch die „Gäste“ aus Mosambik wurden folgerichtig als Token missbraucht, um darzustellen, dass man ja gar nicht rassistisch sein könne, wenn auch nicht-weiße Personen mitlaufen.

Dass diese ganzen Distanzierungen und Behauptungen nur zur Aufrechterhaltung einer billigen Fassade dienen, wurde schon auf der Auftaktkundgebung offenbar. Auf dieser musste extra darauf hingewiesen werden, dass alle ihre Nebenmenschen im Auge behalten sollten, welche Gesten sie mit ihren Armen zeigen und sie im Zweifel davon abhalten. Wer entsprechende Gesten zeige, würde von der Demo ausgeschlossen werden und müsse mit einer Anzeige rechnen.

Reuß jüngere Linie
Und Reuß ältere Linie in Begleitung von Sebastian Weber (AfD) aka Weichreite TV

Wenig überraschend wurden später aus dem Aufmarsch heraus einige Hitler- und Wolfsgrüße gezeigt, die weder die Teilnehmenden noch die Ordner*innen oder gar die Polizei großartig interessierten und insofern toleriert wurden. Letztere waren ohnehin viel zu beschäftigt damit, den Gegenprotest zu filmen und Menschen anschließend in Maßnahmen zu nehmen.

Wenn Antifaschist*innen in Maßnahmen stecken,…
…kann so ein „Versehen“ schnell mal übersehen werden.
Oder so eins. Schade aber auch!

Selbst eine kleine Gruppe als Clowns verkleideter Menschen, die mit ihrer Performance als Hofnarren die Lächerlichkeit des Reichsbürger*innentreffens zur Schau stellten, riefen sofort die BFE auf den Plan, die sich mit Quarzhandschuhen und Kamera ausrüsteten und eine 1:1-Betreuung organisierten. Dieses martialische Auftreten im Kontrast zu den bunten Clowns lieferte zumindest schöne Symbolbilder davon, wer von diesem Staat als potentielles Problem ausgemacht wird und wer nicht – auch wenn sich die BFE bei den Clowns darauf beschränkte, diese zu einer Stelle auf der anderen Straßenseite zu leiten.

Wortspiele erübrigen sich.
Ein Sinnbild dessen, was in den Augen der Polizei die eigentliche Gefahr darstellt – bei den Fürst*innen gibt’s wenigstens was zu erben!

Ansonsten verlief der Aufmarsch recht zügig und ereignislos; an jedem der angemeldeten Infopoints gab es ein gellendes Pfeifkonzert und so war für die Faschos zumindest an ungestörtes Laufen nicht zu denken.

Interessant war allerdings die Situation auf dem Markt, auf dem ganz normal Markttag war. So zogen die Faschos um die Marktstände herum und zwischen diesen sammelten sich die Antifaschist*innen, getrennt wurde beides nur durch eine äußerst löchrige Bullenkette. Ein kurzes Antesten, wie nahe mensch an die Reichsbürger*innen gelassen wurde, resultierte dennoch direkt in einer kleinen Schubserei mit und Gewaltandrohung von den Bullen, woraufhin entschieden wurde, dass dieser lächerliche Haufen Rechter es an diesem Tag nicht Wert war, neue Antirepressionskämpfe aufzunehmen.

Nach dem Durchzug der Faschos ging es wieder zurück zur Gegenkundgebung, die von zwei-drei Gruppen Jungfaschos ausgecheckt wurde – aber auch die schienen eher unmotiviert. Durch einen alsbald einsetzenden Platzregen löste sich die Kundgebung ohnehin recht schnell auf, während die Faschos im Regen stehengelassen wurden.

Fazit: Zahlen, bitte

Über das ganze Wochenende gab es in Thüringen rechte Veranstaltungen an insgesamt fünf Orten (Erfurt, Mödlareuth, Altenburg, Weimar und Apolda) mit insgesamt circa 2.100 Teilnehmenden. Deutlich wurde dabei eine offensichtliche Verschiebung der Taktik hin zu Selbstverharmlosung und Anbiederung an die „Mitte“, während hinter der Fassade Hitlergrüße gezeigt und Waffen in Vorbereitung auf eventuelle Konfrontationen deponiert werden.

Alle rechten Demonstrationen sollten erkennbar den Charakter eines Familienfestes haben oder wurden sogar direkt als solches beworben – der Querdenken-Kongress in Apolda stand zudem unter den Schlagwörtern „konsensieren“ und „Demokratie“.
Das harmlose Auftreten sollte dabei nicht über fortlaufende Radikalisierungsprozesse und zunehmend selbstbewusstes Auftreten der Szene hinwegtäuschen – gerade Altenburg wurde sich über Tage hinweg förmlich angeeignet. Zudem zeigt das Wochenende, zu was die Szene mittlerweile fähig ist, was das Organisationspotential angeht. Dass die rechten Veranstaltungen nicht zentral koordiniert wurden, sondern sich förmlich organisch so ergeben haben zeigt, wie aktiv gerade gehandelt werden kann. Gleichzeitig zeugt es von einem Selbstverständnis, auf ein breites, koordiniertes Handeln nicht (mehr) angewiesen zu sein, um dennoch erfolgreich mobilisieren zu können. Das Wochenende dokumentiert damit eine gewisse Handlungsfähigkeit der extremen Rechten in Thüringen.

Dennoch müssen die Zahlen eingeordnet werden: Angemeldet waren insgesamt mehr als doppelt so viele Teilnehmende – allein in Erfurt meldete die AfD 2.000 an, während gerade einmal 300 auftauchten. Es gibt also gleichzeitig eine größer werdende Zahl aktiver Personen in der Szene, während die Mobilisierungsfähigkeit weiterhin stark überschätzt wird. Die Teilnehmendenzahlen dürften für die Faschos eher unter den Erwartungen geblieben sein.

Aber auch die solidarischen Kräfte haben gezeigt, dass auf die zunehmende Normalisierung rechter Raumnahme reagiert werden kann, wie das sowohl geographisch als auch zivilgesellschaftlich breit aufgestellte Bündnis „Thüringen stellt sich quer“ zeigt. So fanden an ebenfalls fünf Orten solidarische Veranstaltungen statt (Erfurt, Gera, Altenburg, Mödlareuth und Weimar), während der Querdenken-Kongress kritisch begleitet wurde – dazu aber an anderer Stelle mehr.

Es hat sich dabei gezeigt, dass Thüringen weiterhin über eine aktive antifaschistische Zivilgesellschaft verfügt; 2.600 Teilnehmende sind in Anbetracht der teils kurzfristigen Mobilisierungen nicht zu verachten.

Hieran gilt es anzuknüpfen und neue Bündnisse zu schmieden, in denen aber auch die Frage zu stellen ist, ob es ausreicht, immer nur in einer reagierenden Rolle zu stecken. Zudem braucht es dringend eine Debatte darüber, welche Aktionsformen in Anbetracht der Lage möglich und nötig sind.

Es reicht in unseren Augen nämlich natürlich nicht aus, einfach nur Gegenproteste anzumelden, sich zehn Minuten Faschos anzugucken und wieder nach Hause zu fahren – weder wird damit die rechte Raumnahme effektiv bekämpft, noch lassen sich damit Selbstwirksamkeitserfahrungen machen.
Als Linke müssen wir dringend wieder in eine agierende Position kommen.

Reorganisiert die Antifaschistische Aktion!

Wenigstens eins wurde gebührend gekrönt. So witzig solche Bilder auch sein mögen, bleibt dennoch die Frage, wie nachhaltig solch ein Protest sein kann.

Rückblick: Fascho-Aufmarsch und Gegenprotest in Altenburg

03.10.25, Hauptgericht: Faschoauflauf

Wenn wir uns auch in Gera ungehindert die Straße nehmen konnten, blieben die Gerschen Faschos dennoch an diesem Tag nicht untätig – bekanntlich schlossen sie sich der Demo von Freien Sachsen und Freiem Thüringen in Altenburg an.

Bis auf Mobi auf den Kanälen von Heimat und JN schienen sie sich allerdings aus der Organisation der Demo herauszuhalten. Wir werten dies als weiteren Beleg dafür, wie wenig bei den Rechten zusammengeht, wenn Christian Klar einmal nicht zur Verfügung steht, wie es sich auch schon eine Woche zuvor beim CSD in Gera zeigte.

Die Reste der Gerschen Jugend versuchten kurzfristig, noch eine Störung unserer Demo in Gera auf die Beine zu stellen und wollten sich vermutlich auf die gemeinsamen Anreisen konzentrieren, mussten aber zum wiederholten Male einsehen, dass ihre Mobilisierungsfähigkeit für solche Aktionen einfach nicht ausreicht. Stattdessen wurde sich auf eine gemeinsame Zuganreise nach Altenburg beschränkt, zu der ganze fünf Leute auftauchten, wovon zwei noch nicht einmal direkt mit einstiegen, sondern erst noch eine Runde über das Höhlerfest drehten, um dann nachzukommen. Eine Busanreise Gerscher Rechter schien ebenfalls mangels Interesse nicht zustande gekommen zu sein; stattdessen wurde der Fokus auf individuelle Anreisen gelegt.

Wir machten uns währenddessen mit Solibus e.V. auf den Weg nach Altenburg und konnten so in den Luxus einer ungestörten Anreise bis zum Zielort kommen. Die durchaus sympathische Idee, einfach irgendwo auszusteigen und zu schauen, wie die Bullerei reagiert, wenn zwei Buslasten Antifas irgendwo in der ostdeutschen Provinz durch die Felder rennen, konnte dabei leider aus Zeitgründen nicht realisiert werden; den Gegenprotest in Altenburg wollten wir ungern verpasssen.

Kaum dort aus den Bussen gestiegen, wurde es auch schon etwas hektisch: Noch während einige der schon zuvor aus Richtung Sachsen(-Anhalt) mit dem Zug angereisten Genoss*innen in einer Maßnahme steckten, wurde der Rest dazu aufgefordert, durch eine enge Unterführung zum Bahnhofsplatz zu laufen. – Kesselgefahr hoch zwei und daher etwas irritierend, dass der Großteil der Anwesenden der Aufforderung sofort nachkam.

Oben angekommen verzögerte sich der Abmarsch Richtung Theater dann gleich wieder, weil die Cops sich zu Kritik an der Kleiderwahl einiger Teilnehmenden genötigt sahen. Wahrscheinlich etwas vom unverhältnismäßigen Bullenaufgebot eingeschüchtert ließ sich die Versammlungsleitung dadurch leider in die Rolle eines Hilfspolizisten drängen und begann mit längeren Ausführungen darüber, welche Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Kopfbedeckungen den Urteilen der Bullerei nach noch zulässig seien und welche nicht.

Am Ende waren den Bullen die circa 250-300 Antifaschist*innen am doppelt abgeriegelten Theater dann scheinbar doch lieber als irgendwo am Bahnhof, von dem aus ja auch die Faschos zu ihrer Demo kommen mussten, weshalb die Laufstegdebatten letztlich doch eingestellt wurden und die Demo loslaufen durfte.

Womit auch immer die gerechnet haben an dem Tag

Wenig verwunderlich bekamen die Faschos da eine ganz andere Behandlung von staatlicher Seite: Nicht nur durfte auf deren Kundgebung Bier in Glasflaschen ausgegeben werden, sondern sah die Bullerei auch scheinbar kein Gefährdungspotential, das von einigen hundert Rechtsextremen ausgehen könnte.

So fiel die Aufgabe, in den Tagen und Nächten vorher die Kundgebungsfläche sowie die Umgebung abzusuchen, dann motivierten Antifaschist*innen zu. Die Funde konnten sich sehen lassen: Zwei Beutel mit Pyrotechnik und einer mit Quarzhandschuhen und Vermummungsgegenständen im angrenzenden Waldgebiet sowie Schlagringe und Teleskopschlagstöcke auf den Dixi-Toiletten.

Die Faschos schienen auf Gewalt also zumindest vorbereitet; schon die gesamte Woche über zogen sie in Kleingruppen durch die Stadt und scouteten offenbar. Ihre Demoroute liefen sie dabei gleich mehrfach ab; am 03.10. selbst kam es dann aber zu keinerlei Konfrontationen.

Die Bewegungsfreiheit der Antifaschist*innen am Theater währenddessen wurde stark eingeschränkt – gleich in zwei Reihen standen Hamburger Gitter auf der Straße und schufen so einen einige Meter breiten Puffer zwischen Faschos und Gegendemo, der folglich mit ensprechend viel Polizei besetzt wurde. Auch die Treppen des Theaters waren auf diese Weise abgeriegelt; von oben verteilt sich das Pfeffer schließlich auch besser, wenn es „gebraucht“ wird.

Die Cops schienen also die Taktik zu fahren, einerseits durch Masse einzuschüchtern und andererseits möglichst herrisch aufzutreten, um so dafür zu sorgen, dass wir die Füße still halten. Zudem wurde in den Tagen vorher das Gerücht gestreut, dass etwaige spontane Aktionen mit besonders harter Hand „gemanaged“ werden würden.

Die Versammlungsfläche am Theater war ein de facto-Kessel

Leider tat die Gegendemo ihnen diesen Gefallen, wodurch die Faschos ungehindert durch die Stadt laufen konnten – ein Fehler, der sicherlich nicht wiederholt werden wird und der gerade bei Altenburger Genoss*innen Enttäuschung hervorrief. Wir wollen sie deshalb hier zu Wort kommen lassen:

Was sollen wir sagen? Viel erwartet und vorgenommen, doch am Ende überwiegt die Enttäuschung!

Man hat es definitiv verpasst, ein großes Zeichen zu setzen; – fehlende Aktionsbereitschaft und die große Unentschlossenheit für Spontis aus der Demo heraus, das beschäftigt uns sehr.

Versteht uns nicht falsch, wir sind froh, so viele Menschen auf der Gegendemo gesehen zu haben; vor allem die Anreisen von außerhalb freuen uns sehr.

Umso enttäuschter sind wir aber über die bereits erwähnte Aktionsbereitschaft. So konnten die Faschos ungehindert und ohne großen Aufwand sowie Gegenprotest durch die Stadt ziehen. Das wurmt uns extrem… Für die Zukunft haben wir unsere Schlüsse gezogen, dass dies in dieser Art und Weise nicht noch einmal geschieht!

– Genoss*innen aus Altenburg

Die Kundgebung am Theater bestand deshalb großteils aus Warten. Das lag auch daran, dass die Faschos doch erst am Abend die Lust fanden, durch die Stadt zu ziehen. So kam es erst gegen 17:45 Uhr zu einer Begegnung, die vorrangig aus Sprechchören und Pöbeleien bestand.

Auf Seiten der Rechten wurden dabei einige Hitlergrüße gezeigt, die aber ungesühnt blieben, weil die Bullen sich lieber mit dem Abfilmen des Gegenprotests die Zeit vertrieben.
Neben der Gerschen Jugend zogen noch einige weitere bekannte Gesichter aus Gera vorbei, allen voran Andreas Thomä. Eine größere Beteiligung aus Gera ließ sich allerdings nicht feststellen und auch insgesamt dürften die knapp 500 Teilnehmenden eher eine enttäuschende Bilanz für die Faschos gewesen sein.

Warum so unfreundlich?
Wer hier wohl gegrüßt wurde? (Auch am rechten Bildrand)
Direkt daneben: Die Reste der GJ…
…von denen so viel mehr nicht übrig ist.
Auch dabei: „Der StörTrupp“
Und natürlich Andreas Thomä (ganz rechts im Bild mit Mütze und Sonnenbrille)

Nach circa 10 Minuten Pöbelei war die ganze Sache auch schon vorbei und es ging wieder zurück in Richtung (Bus-)Bahnhof, während eine kleine Gruppe motivierter wenigstens der Kundgebungsfläche der Rechten noch einen kurzen Besuch abstattete.

Als vollen Erfolg würden auch wir den Tag nicht bezeichnen, finden es aber dennoch gut zu sehen, wie schnell und flexibel auf die rechten Planänderungen reagiert werden konnte, sodass der Faschoaufmarsch zumindest nicht unkommentiert durch Altenburg lief. Dennoch stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis, wenn tagelange Planungen nur darauf hinauslaufen, wie im Zoo am Gitter zu stehen und danach wieder abzuziehen. Rechte Raumnahme ist kein ein Wettbewerb, wer die höchsten Teilnehmendenzahlen vorzuzeigen hat, sondern eine ernstgemeinte und ernstzunehmende Bedrohung, gegen die wir uns wehren müssen.

Bloßes Reagieren reicht einfach nicht aus und hat dazu beigetragen, dass wir erst in diese Lage gekommen sind. Antifa in die Offensive!

Rückblick: Staat und Patriarchat zerschlagen – Antifaschismus auf die Straße tragen!

03.10.2025: Vorgeschmack

Die letzten Jahre hat sich eine kleine Tradition extrem rechter Demos am 03.10. in Gera entwickelt. Entstanden aus den Anti-Corona-Montagsspaziergängen lockten das Ende der Maßnahmen in Verbindung mit diesem Feiertag 2022 knapp 10.000 Menschen an; ein krasses Zeichen der Normalisierung Rechtsextremer in der Stadtgesellschaft und des Schulterschlusses zwischen extremer Rechten, Schwurbler*innen und Reichsbürger*innen in Gera.

Von diesem Mobilisierungserfolg blieb schnell jedoch nicht viel übrig. Bereits 2024 war die Teilnehmendenzahl nicht wesentlich höher als bei den bis heute stattfindenden Montagsspaziergängen, wenn auch zum „harten Kern“ einige Familien mit Kleinkindern dazustießen.

Dennoch war der 03.10.2024 aus zwei Gründen bemerkenswert:

1. wurde der Gerschen Jugend von Christian Klar Banner und Megaphon überreicht. Die folgenden Wochen bis zum Jahreswechsel sollten die Hochphase dieser Gruppe bilden – nicht nur am 03.10., sondern auch danach bildeten sie den Frontblock, fielen durch rassistische Sprechchöre, dem Hören von Landser-Songs in der Fußgängerzone und einer Beteiligung am Bürgerwehr-Flop von Klar auf. In der Spitze zählte die Gruppe um die 50 Mitglieder*innen sehr unterschiedlicher Aktionsniveaus- und Grade ihrer politischen Festigung. Einige von ihnen weigern sich bis heute, die Gruppe als „rechts“ zu bezeichnen und sehen sie eher als Freundeskreis. So kritisch diese fehlende Reflektiertheit auch gesehen werden muss, zeigt sich hieran dennoch das Konfliktpotential der Gruppe, welche von ihren wechselnden Anführern sehr wohl als dezidiert politisch gedacht worden ist.

Lange konnte das nicht gut gehen: Anwesenheitspflichten bei bestimmten Vorhaben oder Demos konnten nicht durchgesetzt werden und die ideologische Schulung der Mitglieder*innen kam nicht voran. Gleichzeitig verließen bis dato tragende Verantwortliche die Gruppe; dazu kamen interne Konflikte und damit verbundene Ausschlüsse. Einige ehemalige Mitglieder sind deshalb bis heute nicht gut auf die GJ zu sprechen.

Ab Februar 2025 war die Gruppe inaktiv; auf den Social-Media-Accounts gab es erst ab Mitte September wieder einige wenige Storys. Scheinbar wollen Einzelne weiter an der Gruppe festhalten.

2. Anders als 2022 und 2023 gab es 2024 keine vorher angemeldete antifaschistische Demo an diesem Tag. 2022 landete diese am Bahnhof in einer Unterführung im Polizeikessel und wurde so daran gehindert, ein öffentlich wahrnehmbares Gegengewicht zu bilden. 2023 gab es in Folge der Repressionen rund um den 01.05. ein gesteigertes öffentliches Interesse und dadurch einen größeren und lautstarken Gegenprotest.

Letztes Jahr fanden sich dennoch spontan circa 90 Antifaschist*innen zu einem Protest zusammen; einige versuchten, eine Sitzblockade zu bilden. Diese wurde in chaotischen Szenen von der Straße geprügelt, während die Faschos mitten durch sie hindurch laufen durften. Lediglich deren Lauti musste umdrehen – nicht aber ohne die von Klar im Nachgang ausgesprochene Drohung, die Antifas das nächste Mal zu überfahren.

Die Konsequenz aus dieser längeren Vorgeschichte war klar: Dieses Jahr darf es keinen weiteren rechten Aufmarsch am 03.10. in Gera geben!

Wir meldeten also eine Demonstration auf genau der Route an, welche die Faschos sonst immer genutzt hatten – und waren dann doch etwas überrascht davon, dass dieser einfache Kniff schon Hürde genug für die Rechten war: Während im (Spät-)Sommer noch bei der „Bruderschaft C60“ (mittlerweile schon wieder aufgelöst) für eine Demo in Gera mobilisiert und von Klar ein großes Programm versprochen wurde, änderten sich diese Pläne still und heimlich, als Freie Sachsen und Freies Thüringen stattdessen nach Altenburg zu mobilisieren begannen. Die Heimat schloss sich dem prompt an und flüchtete so vor unserer Demo.

Parallel wurde klar, dass am ersten Oktoberwochenende einiges auf Thüringen zukommen sollte: AfD-“Familienfest“ in Erfurt, Reichsbürger*innen in Weimar, Querdenker*innen in Apolda, nochmal die AfD in Mödlareuth und eben Heimat/Freie Sachsen/ Freies Thüringen in Altenburg – außerdem solidarische Veranstaltungen in allen diesen Städten, dazu noch in Schmölln und eben uns in Gera.

Uns war somit bewusst, dass unsere recht groß geplante Demo deutlich kleiner ausfallen würde und zudem auch nicht zur geplanten Uhrzeit stattfinden konnte, weil sie sonst mit Altenburg kollidiert wäre.

Eine Absage stand dennoch nicht zur Debatte, schließlich hatten wir unser Ziel erreicht und wollten die Gelegenheit natürlich nicht verstreichen lassen, die Straßen in Gera an diesem Tag für uns allein zu haben. Wir entschieden uns deshalb für eine Vorverlegung um zwei Stunden und einer verkürzten Route.

In Anbetracht der Vielzahl paralleler Veranstaltungen und der für eine Demo an `nem Feiertag doch eher unfreundlichen Uhrzeit fand sich eine durchaus akzeptable Menge auf dem Hofwiesenparkplatz bei bestem frühherbstlichen Wetter ein. Hier schon einmal ein riesiger Dank an alle, die sich teils schon ab 8:30Uhr auf den Weg zu uns gemacht haben!

Kaum waren alle angekommen, mussten die Pläne jedoch abermals geändert werden: der Lauti stand im Stau und es war fraglich ob und wann er Gera erreichen würde. So wurde in Deli-Plena entschieden, selbstverständlich auch ohne Lauti zu laufen, eine Deadline festgelegt und noch eine Notlösung in Form eines Lautsprechers im Bollerwagen aufgetrieben. Mit diesem wurde dann auch die Auftaktkundgebung mit einem starken Redebeitrag von Fairy zu Kritik am Patriarchat bestritten.

Nach Verstreichen der Deadline – aus dem Stau hatte sich mittlerweile eine Vollsperrung entwickelt – setzte sich die Demo mit deutlicher Verspätung und nochmals verkürztem Programm, dafür aber mit einiger Energie in Bewegung.

Viel Resonanz von Passant*innen und Anwohnenden gab es allerdings nicht; bekanntlich sind die Bordsteine in Gera zwischen 18 und 13 Uhr hochgeklappt. Lediglich am Köstritzer-Hochhaus zeigten sich einige Menschen an den Fenstern; zur Feier des Tages flog diesmal sogar kein Böller in Richtung der Demo.

In der Heinrichstraße wurde eine stabile Kundgebung mit guten Redebeiträgen von BASC über die zunehmenden Repressionen unserer Bewegung sowie aus Erfurt zur Wehrpflicht und deren Verbindung mit dem patriarchalen Staat eingelegt, ehe es weiter in Richtung Hauptbahnhof ging.

Die Energie vom Anfang konnte danach nicht mehr erreicht werden – auch weil einige Personen mehr Interesse daran hatten, interne Konflikte in einer laufenden Demo auszutragen als sich an dieser zu beteiligen und so zumindest ein ganz gutes Beispiel selektiver Solidarität abgaben.

Am Hauptbahnhof angekommen ging es nach kurzer Abschlusskundgebung mit einem Redebeitrag zu rechten Strukturen in Gera, welche sich ja auch an der Demo in Altenburg beteiligten, in die extra aus Berlin angereisten Solibusse, um anschließend nach Altenburg zu fahren.

Vom Tag bleibt die Erinnerung an eine motivierte Demo, welche durch das Mengenverhältnis von Teilnehmenden zu Cops und dem fehlenden Lauti etwas in ihrem Auftreten limitiert war, aber das Beste aus der Situation gemacht hat. Wir haben uns die Straße genommen und eine klare antinationalistische Botschaft in die Stadt getragen, wir haben gezeigt, dass es eine Alternative zum kapitalistischen und patriarchalen System gibt und damit ganz nebenbei auch einen Faschoaufmarsch verhindert. Es gibt schlechtere Tage im Leben!

Wir möchten hier nochmals allen danken, die zum wiederholten Mal zu uns nach Gera gereist sind, die Redebeiträge geschrieben oder gehalten haben, die eine Funktion übernommen haben und außerdem den parlamentarischen Beobachter*innen sowie der insgesamt vier Stunden auf der A4 stehenden Lauticrew und den Genoss*innen von Solibus e.V., dank denen wir uns keinen Zug mit Faschos teilen mussten. Ihr alle habt gezeigt, was durch Solidarität alles möglich ist und dazu beigetragen: den Rechten keinen Meter – Staat und Patriarchat zerschlagen!

Rückblick: “Antifa ist notwendig”-Demo am 14.06.25 in Jena

Heute waren wir auf der “Antifa ist notwendig”-Demo in Jena. Ungefähr 6000 Antifaschist*innen aus dem ganzen Bundesgebiet füllten die Straßen der Stadt, um auf die zahlreichen Repressionsbestrebungen der Staatsorgane gegen die antifaschistische Bewegung aufmerksam zu machen und die Freilassung der im Budapest- und Antifa-Ost-Komplex inhaftierten Personen zu forden.

Die Polizei schien sich grob verschätzt zu haben, was die Zahl der Teilnehmenden angeht, wodurch der Demonstrationszug mehr oder minder freie Hand hatte, was den Schutz der eigenen Identität und die Verwendung von Pyro angeht. So ergab sich ein durchgängig starker, lauter und bunter Auftritt. Einzig die bayerischen Prügelbullen zogen immer wieder ihre Helme auf, nur um genauso oft wieder zurückgepfiffen zu werden. Später wurde noch getestet, wie gut die Robocop-Rüstung eigentlich gegen Böller und Fackeln schützt.

Auch wenn das zur allgemeinen Belustigung beigetragen hat, finden wir es trotzdem eine Unart, Böller und Raketen in Menschenmengen und Innenstädten zu zünden. Ihr könnt nie wissen, wen ihr damit gefährdet, (re)traumatisiert oder anderweitig schädigt. Auch Tiere nehmen nachweislich Schaden vom Geböllere – lasst es einfach endlich bleiben.

Eine genauso große Respektlosigkeit sind Gruppen, die sich partout an keinen Demokonsens halten wollen und die in jeder Demonstration eine Chance zu sehen scheinen, die eigene Agenda rücksichtslos nach vorne zu pushen. Nicht nur besteht die Gefahr, dass damit das eigentliche Anliegen verwässert wird, sondern wird damit auch sehr effektiv diejenige Spaltung der Szene betrieben, über die sonst immer so laut geweint wird.

Diese können wir gerade auch in Thüringen beobachten, wo beispielsweise lokale Strukturen zum Schutz von CSDs zu unterwandern versucht werden. Hier scheint es wichtiger, die eigene Propaganda durchziehen zu können, als CSDs effektiv zu schützen.

Aber zurück zur Demo: Die heißen Temperaturen machten allen zu schaffen, weshalb nicht nur die Anzahl der Zwischenkundgebungen, sondern auch die Route gekürzt wurde. Einem kraftvollen Ausdruck unserer Anliegen hat aber all das keinen Abbruch getan.

Bedanken möchten wir uns beim Ordni-Team, den Awareness-Menschen (auch wenn ihr leider etwas wenige wart), den Menschen vom EA, den parlamentarischen Beobachter*innen und allen anderen, die irgendeine Funktion zu erfüllen hatten für eine wundervolle und gut durchdachte Demo!

Die Redebeiträge waren alle stark, und besonders das Grußwort von Maja hat Kraft gegeben. In einem der Redebeiträge war auch der 1. Mai 2023 in Gera ein Thema, dessen repressive Folgen mit Hausdurchsuchungen, Strafbefehlen und Gerichtsprozessen sich bis heute zieht.

Bleibt nur noch festzuhalten:
Ein Staat, der unter anderem die Folter von Maja hinnimmt, gleichzeitig antifaschistische Selbstverteidigung kriminalisiert, wo er nur kann und (nicht) nur an den Außengrenzen die Menschenrechte mit Füßen tritt, während Faschos Anschlagspläne auf CSDs schmieden, zeigt, dass Antifaschismus dringend notwendig ist.

Kein Fuß breit dem Faschismus – Free all Antifa!

Rückblick auf den CSD Pößneck

am 07.06.2025

Dieses Jahr fand zum ersten Mal ein CSD in Pößneck statt. Ungefähr 300 Menschen gingen im tiefsten „Hinterland“ auf die Straße, um ihre Stimme für Sichtbarkeit und Gleichberechtigung zu erheben und ein starkes, mutiges Zeichen zu setzen in Zeiten zunehmender Bedrohung nicht nur von rechts(außen), sondern auch aus der sich selbst als „bürgerlich“ verstehenden „Mitte“. 

Schon vor dem offiziellen Start der Demonstration ließen sich erste offenkundige Faschos sehen; sie setzten sich entweder ein ganzes Stück weit weg oder fuhren zu den Klängen von L’amour toujours direkt am Markt vorbei. Mit zunehmender Dauer stieg auch die faschistische Präsenz; während der Auftaktkundgebung dürften es ungefähr 15-20 Personen gewesen sein, die den CSD beobachteten und offenkundig versuchten, ein Bedrohungsszenario aufzubauen. So liefen einige von ihnen gleich mit drei Hunden mehrmals an der Kundgebung vorbei, andere machten Fotos oder versuchten, mit Zwischenrufen zu stören. Die Gesinnung wurde dabei offen zur Schau gestellt: Auf T-Shirts standen beispielsweise Schriftzüge der „Division Thüringen“ oder prominent platzierte „Heimat“-Schriftzüge. 

Die Unruheherde während der Auftaktkundgebung. Später beobachteten sie die Abschlusskundgebung mit einem Fernglas.
Linkes Shirt: „Damals wie heute.“. Person rechts daneben mit „Division Thüringen“.
Heimat-Fraktion und deren Hundefreunde (rechts hinten)
„Linke Wähler behaupten ja, die AfD sei eine Nazipartei. Zur Erinnerung: Es waren die Linken, die 30 Jahre lang Menschen an der Mauer erschossen haben.“

Als der Demozug am Marktplatz loslief, wurde er direkt von mehreren Seiten abgefilmt; die „Heimat“-Fraktion dabei in unmittelbarer Nähe (natürlich griffen die Bullen hier nicht ein). Als solidarische Menschen sich als Puffer zwischen diesen Faschos und dem CSD positionierten und so das Filmen verhinderten, wurde kräftig, aber sehr hilflos wirkend, gepöbelt. Sich mit dem Rücken an einer Mauer und ansonsten eingekesselt von Antifaschist*innen vorzufinden war offenbar keine Situation, auf die sie sich eingestellt hatten. Nach einer kurz danach folgenden, erzwungenen Pause – gute Besserung an den zu Ehren Lothar Königs rauchenden Lauti! – verlief der nächste Abschnitt des Demozuges sehr ruhig, bis er schließlich an einem Haus in der Neustädter Straße vorbeikam.

Lothar König würde hier rauchen. Danke an alle, die den Lauti bis zur Endkundgebung geschoben haben!

Die dortigen Bewohner*innen waren offenbar wenig einverstanden mit unseren Anliegen und standen filmend und pöbelnd vor ihrer Haustür. Als auch sie abgeschirmt wurden, brach etwas Chaos aus, in dem nicht nur Schirme, sondern auch besagte Haustür zu Bruch gingen, ehe auch die Bullen mal auf der Bildfläche erschienen und die Faschos zurück in ihr Wohnhaus drängten. 

Diese Bewohner der Neustädter Straße waren nicht glücklich mit einem CSD in „ihrer“ Stadt
Gerade dieser junge Herr suchte die Konfrontation.
(Bildquelle: _antifaru_)

Bis auf diese Zwischenfälle blieb es insgesamt ruhig, auch weil die Faschos eher auf Distanz blieben und den CSD lieber aus Seitengassen heraus mit gebührendem Abstand beobachten. Dennoch waren sie ständig präsent. Positiv zu erwähnen ist allerdings, dass nicht wenige Bewohner*innen Pößnecks dem Demozug freundlich zuwinkten und sich über den bunten Fleck in einer sonst eher grauen (aber architektonisch schönen!) Stadt zu freuen schienen. Am Ort der Abschlusskundgebung angekommen empfingen uns wieder die Faschos der „Division Thüringen“, welche den CSD sicherlich eine Stunde lang aus größerer Distanz mit dem Fernglas (!) beobachteten. Auch die Bullen fielen hier nochmals negativ auf, indem sie eine Person wegen des mutmaßlichen Klebens eines Aufklebers in eine kurze Maßnahme nahmen (?!). 

Bedanken möchten wir uns bei den Organisator*innen vom CSD SOK für einen insgesamt gelungenen und bunten ersten CSD in Pößneck ebenso wie bei den vielen Menschen, die gezeigt haben, dass auch diese Stadt keine ‚verlorene‘ ist. Das Hinterland bleibt bunt! Dennoch möchten wir explizit kritisieren, dass die Veranstalter*innen proaktiv und ohne Aufforderung den Bullen alle Ausweise der Personen, die eine Funktion als Ordni erfüllen wollten, zur Prüfung gezeigt haben. Gerade weil die Polizei nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems ist und derzeit alles dafür tut, antifaschistischen Protest zu kriminalisieren, ist das absolut unakzeptabel und gefährlich für die betroffenen Personen. Sie können später namentlich in Haftung genommen werden für tatsächliches oder angebliches Fehlverhalten der Demoteilnehmenden. Außerdem fanden wir die Ausdrucksweise einer der moderierenden Personen des CSDs äußerst grenzwertig. Es wurden Teilnehmer*innen immer wieder als „Süße*r“ oder „Hübsche*r“ adressiert, was absolut nicht angemessen ist. Zusätzlich wurden bei den „Live-Interviews“ Teilnehmende immer wieder als „hübsche Damen“ oder dergleichen angesprochen, was unserer Meinung nach nicht, und erst recht nicht auf einem CSD, toleriert werden kann.

Darüber hinaus hat auch der gestrige Tag gezeigt, dass die Cops CSDs nicht effektiv schützen. Hier kommt es stattdessen auf antifaschistischen Selbstschutz an, der trotz einer recht kurzen Vorbereitungszeit gut funktioniert hat. Der CSD in Pößneck hat auch gezeigt, wie selbstverständlich und selbstbewusst Faschos mittlerweile versuchen, solche Veranstaltungen zu stören. Dass, über den ganzen Tag gerechnet, circa 30-40 Faschos im Umfeld der Demo agiert haben, obwohl es noch nicht einmal eine rechte Gegenmobilisierung gab und auch der CSD selbst nicht, im Vergleich zu anderen, besonders groß beworben wurde, gibt zu denken und zeigt, worauf wir uns in Thüringen in dieser CSD-Saison einstellen müssen. Es ist (leider) notwendig, CSDs eigenständig antifaschistisch zu schützen. Neben bewährten Praktiken wie abdrängen, abschirmen und konfrontieren hilft es aber auch, einfach anwesend zu sein und so dazu beizutragen, Schutz über Masse zu gewährleisten. In diesem Sinne: Kommt zahlreich zu den anderen CSDs in Thüringen! Pößneck hat gezeigt: Wir sind mehr! 

300 Personen auf dem ersten CSD in Pößneck sind ein starkes Signal.

CSD-Termine Thüringen: 

14.06. Dyke March Weimar 

21.06. CSD Jena 

12.07. CSD Nordhausen 

26.07. CSD Mühlhausen 

30.08. CSD Suhl 

06.09. CSD Erfurt 

13.09. CSD Eisenach 

14.09. CSD Ilmenau 

tba: CSD Gera, Apolda, Gotha und Sonneberg